Wissenschaftliche Sammlungen

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Grafik, Gerippe eines Meeresungeheuers

Reproduktion eines Holzstichs
Aus fossil überlieferten Knochen vergangene Lebewesen zu rekonstruieren, war in der Mitte des 19. Jahrhunderts das Ziel nicht nur international renommierter Naturforscher. Zu dieser Zeit sammelte auch der deutschstämmige Naturforscher Albert Koch in Alabama Fossilien. 1845 konstruierte er aus zahlreichen Knochen mehrerer Individuen eines fossilen Meerestieres eine »Seeschlange«. Es entstand ein Monster von 35 m Länge, das er 1847 in Dresden, Leipzig und Berlin der Öffentlichkeit präsentierte. Noch im gleichen Jahr stellte der Berliner Anatom Johannes Müller klar, dass es sich bei der Seeschlangen-Darstellung um eine Fiktion handelte. Zu dieser Zeit hatte die Königliche Akademie der Wissenschaften in Berlin das Konstrukt bereits erworben. Die Knochen kamen in das Anatomische Museum; heute werden sie im Institut für Paläontologie des Museums für Naturkunde der Humboldt-Universität zu Berlin aufbewahrt.
Es handelt sich um Überreste eines erdgeschichtlich frühen Vertreters der Wale. Nach dem Aussterben der Dinosaurier und der großen, im Wasser lebenden Reptilien am Ende der Kreidezeit breiteten sich vor ungefähr 65 Millionen Jahren die Säugetiere explosionsartig aus und besiedelten alle verwaisten ökologischen Nischen. So entwickelten sich aus einer Gruppe an Küsten lebender Urhuftiere, die neue Nahrungsgründe im Fischfang fanden, allmählich die Wale.
Den Namen Basilosaurus (»Königsechse«) verdankt der Urwal seinem Erstbeschreiber Richard Harlan, der die ersten Wirbel, die 1832 im Süden der Vereinigten Staaten gefunden wurden, für Reste eines Reptils hielt. Nach der Entdeckung weiterer Knochen, Schädelteile und Zähne und der Präsentation des Basilosaurus 1839 auf einem Kongress in London fand kein geringerer als der Begründer der wissenschaftlichen Ordnung "Dinosaurier", Richard Owen, heraus, dass es sich nicht um ein Reptil, sondern um ein Säugetier und damit um einen Urwal handelte. Die größte gesicherte Länge eines Basilosaurus beträgt nach gegenwärtigem Wissensstand 21 Meter.
Die Überreste des Basilosaurus sind so berühmt, dass sie sogar »State Fossil« der amerikanischen Bundesstaaten Mississippi (1981) und Alabama (1984) wurden. OH

© Humboldt-Universität zu Berlin, Universitätsbibliothek

Detailangaben

Eintragstyp Bilddokumente
ID 9163
Sachtitel »Hydrarchos harlani (Koch)«. Gerippe eines »Meeresungeheuers«, entstanden aus falscher Zusammensetzung fossiler Knochen verschiedener Urwale

Verschlagwortung