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Christlich-archäologische Sammlung

Brief Pipers an Bode

im November 1878 schrieb Ferdinand Piper an den gerade in Italien weilenden Wilhelm Bode einen Brief. Bode hatte damals noch als junger Direktorialassistent der Königlichen Museen den Auftrag, von Bildwerken der Renaissance Abformungen zu machen.
Im Brief kommen einige für die Sammlungsgeschichte relevanten Aspekte zur Sprache, wie die Erweiterung der Ausstellungsfläche oder die begrenzte Dotation. Zudem entfaltet sich in den Zeilen ein Dialog über Medien der Reproduktion von Kunst. In Denkschriften hatte Piper immer wieder betont, dass seine Sammlung Kunstdenkmäler "in einem System der Kopie" umfasse. Im Mittelpunkt des Gedankenaustausches zwischen Piper und Bode steht nun der Abguss und die Fotografie. Bode begann seine Museumskarierre mit der Aufgabe - jenseits der schon reichlich vorhandenen Antiken und Gemälde - einen relativ neuen, immens großen Sammlungsbereich zu erschließen, der die Skulpturen und Gipsabgüsse der nachantiken bzw. christlichen Zeit umfassen sollte, worunter man v. a. Mittelalter und Renaissance verstand. Zum Zeitpunkt des Briefes galten in Gips reproduzierte Bildwerke als weit ergiebiger als Originale, die mühevoll erworben werden mussten und in ihren herausragenden Werken sowieso meist nicht zu haben waren.

Transkription:
Geehrter Herr Doctor
Ich freue mich durch ihr eben erhaltenes Schreiben von gestern zu ihrer regen
Thätigkeit für die Sammlung mittelalterlicher Abgüsse des K. Museums
zu hören und sehe weiterer mündlicher Mitteilung, die Sie mir gönnen wollen,
mit lebhaftem Anteil entgegen. Die Kanzel in Barga, deren Photographie
mit Dank hiebei zurückgeht, ist sehr interessant; leider kann ich weder für das
hiesige Christliche Museum noch für das in New York auf einen Abguß subscribieren.
Für das letztere [für die Sammlung in New York, im Union Theological Seminary)] war
zur Gründung eine Summe mir zur Verfügung gestellt, demnach habe ich einen Plan entworfen,
daß die verschiedenen Epochen vom christlichen Alterthum bis zum 16. Jahrhundert vertreten sind,
und ausgeführt, so dass dieser Fonds erschöpft ist, und die letzten Abgüsse baldigst abgehen werden. Dieses Museum aber hat demnächst eine weitere ansehnliche Dotierung zu erwarten und wird später gewiß gerne die Gelegenheit wahrnehmen, seine mittelalterlichen Abgüsse zu vermehren. ? Was das hiesige christliche Museum betrifft, so bin ich mit Erwerbungen und Bestellungen (wozu auch meine eben ausgeführte Reise nach Paris, über Lüttich und Brüssel Veranlassung gegeben hat) schon am Ende; so dass ich in dieser Beziehung nach Maßgabe des Etats, für den Augenblick nur die bescheidensten Ansprüche machen kann. Dazu kommt, dass die Erweiterung des Raums, die eben vor sich gehen sollte, noch auf sich warten läßt, so daß es deren schwer gebricht. Doch wünsche ich sehr, dass Sie es ermöglichen einen Abguß jener Kanzel dem Königl. Museum anzueignen. Insbesondere auch, dass Sie eine photographische Aufnahme in hinlänglicher Größe veranlassen, zu einer solchen nehme ich gerne, zu dem üblichen Preise für das christliche Museum zwei Exemplare, zumal auch Inschriften an der Kanzel sich zu befinden scheinen. (...) Den gewaltigen Taufstein aus Siena habe ich im Abguß nahe zu fertig in der Gipserei gesehen; er bietet hinsichtlich seines Zwecks und Gebrauchs einiges Rätsel, für dessen Lösung man auf ihre Rückkehr wartet. Mit besonderem Vergnügen, weil sie älter ist, sehe ich der Vollendung und Aufstellung des Abgusses von der Kanzel in Siena entgegen. Von dieser, so meine ich, sollte auch nach New York ein Abguss kommen.

Mit hochachtungsvoller Ergebenheit
Piper
Berlin, 4. Nov. 1878

Detailangaben

Eintragstyp Schriftdokumente
ID 42359
Sachtitel Piper schreibt Bode einen Brief
Datierung 4. November 1878
Herkunft Zentralarchiv Staatliche Museen Berlin NL Bode 4176
Archivalien-Blatt-Nr. Zentralarchiv Staatliche Museen Berlin NL Bode 4176
Autor Ferdinand Piper

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