Wissenschaftliche Sammlungen

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Sammlung des Winckelmann-Instituts

Bodenfragment einer Kylix, Augenschale, schwarzfigurig

Das Bodenfragment gehörte vermutlich zu einer großen Schale. An der Außenseite sind noch spärliche Reste des Standfußes zu erkennen. Die gesamte Scherbe ist geglättet und mit einer Engobe überzogen. An einer der Bruchkantensind noch antike Reparaturspuren in Form eines Halbrunds zu erkennen. Beide Seiten des Fragments sind sorgfältig in schwarzfiguriger Technik bemalt. Die Innenseite zeigt einen Tondo mit Teilen eines Gorgonaions. Erhalten sind noch Teile des Bartes mit geritzter Binnenzeichnung und ein kleines Stück des Haupthaares, das sich hinter dem kaum noch erkennbaren Ohr der Gorgo befindet. Der Tondo wird von einem schwarzen und einem tongrundigen Band eingefasst. Auf dieses folgt ein Zungenmuster mit abwechselnd schwarz und rot gemalten Zungen. Darauf folgen zwei weitere, rot aufgelegt Bänder. Der Rest ist mit Schlicker bemalt. Die Außenseite ist mit einem Strahlenkranz in Schwarz und Tongrund dekoriert. Dieser wird jeweils von einem schwarzen Band eingefasst. Zwischen Strahlenkranz und Standfuß befindet sich ein Streifen mit aufgelegtem Rot. Der Ton ist fein geschlemmt, mit kleinen bis mittelgroßen Zusätzen gemagert und sehr hart gebrannt. Die Tonfarbe ist rot-orange (HUE 5 YR 6/4), Engobe: HUE 5 YR 6/6, Zungenmuster: HUE 10 R 4/3. In der Sammlung des Winckelmann Instituts, Berlin, befindet sich ein sehr ähnliches Stück (Inv. Nr. 720). Aufgrund der großen Ähnlichkeit habe ich dieses als Vorbild für meine Rekonstruktion genutzt und eine ähnliche Datierung vorgeschlagen.
- N. Voss (N.V.)

A, Außenseite: Der Scherben besitzt insgesamt vier Bruchkanten. An der zweitkürzesten Seite, knapp über der Ecke, wo die längste Bruchkante zuläuft, befindet sich ein Loch, das sich durch die Höhe des ganzen Scherbens zieht. Dieses wurde vermutlich schon in der Antike in das Gefäß gebohrt und handelt sich wohl um eine antike Reparatur. Es wurde beidseitig eine Engobe (7,5 YR 6/6) als Grund für den roten (10 R 4/4) und schwarzen (2.5/10B) Tonschlicker aufgetragen. An der längsten Bruchkante ist eine leichte Erhebung zu erkennen, es ist der Ansatz des Gefäßfußes. Auf dem höchsten Punkt dieser Erhebung wurde eine dünne (ca. ½ mm) schwarze Linie aufgetragen. Es folgt eine ca. 1 mm dickere freie Fläche, ein 4 mm dicker, roter Streifen, dann 1,5 mm dicker Zwischenraum. Daran grenzt ein ca. 1 mm breiter, schwarzer Streifen und begrenzt mit einem Zweiten, einen 3,1 cm breiten Zwischenraum. In diesem Feld wurden dreieckige Zacken, die Spitze zur zweitlängsten Seite zulaufend, mit dem Linienkamm aufgetragen. Die Zacken sind abwechselnd schwarz ausgemalt oder die Füllung belassen. Eine freie Fläche an der breitesten Stelle (7 mm) bildet den Abschluss des Scherbens.
B, Innenseite: An der längsten Bruchkante befindet sich noch ein Teil des Bildfeldes aus der Mitte der Augenschale, welches an der breitesten Stelle 1,2 cm dick ist. Es handelt sich um eine schwarzfigurige Darstellung. Dieses schmale Bildfeld wird dominiert von einem schwarzen gerundeten Streifen, mit zur kürzesten Bruchkante gekippten parallelen Ritzungen an der oberen Kante. An der linken unteren Seite befindet sich eine Abplatzung (A max. 1,4 cm, B max. 0,5 cm), welche diesen Bildstreifen vollständig durchbricht. Unter diesem gekrümmten Streifen ist an der längsten Bruchkante ein Strich (L.: 6 mm, B.: 1 mm) zu erkennen. An der zweitlängsten Bruchkante des Scherbens ist unter dem Bohrloch ein annähender Halbkreis (L.: 7 mm) zu sehen. Unter diesem ist ein waagerechter Strich, welcher sich am Ende gabelt. Auf das Bildfeld folgen zwei schwarze Linien (je 1 mm breit) mit einem Abstand von 1 mm. In die Erste schneidet die Darstellung noch ein. Der zweite Strich bildet eine Begrenzung zum folgenden Feld, dem ein Zungenband dargestellt ist. Die einzelnen Parzellen haben ein Maß von ca. 1,5 cm x 0,5 cm und sind abwechselnd mit schwarzem und rotem (10 R 4/3) Tonschlicker aufgemalt. Ein an das Band angepasster Strich begrenzt das Feld. Es folgen zwei Striche (je 1 mm breit, Abstand: 1 mm), in einem braunen Farbton (7.5 YR 4/6), da der schwarze Schlicker nur leicht aufgetragen wurde. Solch ein weiterer Strich folgt in ca. 4 mm Abstand. Die Zwischenräume sind schwarz bemalt. Der Scherben ist am Abschluss noch mal leicht bestoßen. An dem Bruchkanten sind keinerlei Einschlüsse zu sehen und auch der Klang des Scherbens (sehr hell) spricht für eine gute Qualität des Tons und einen sehr guten Brand.
- Franziska Lehmann (F.L.)

© Humboldt-Universität zu Berlin, Winckelmann-Institut, Felicia Kant

Detailangaben

Eintragstyp Plastische Objekte
ID 57650
Inventar-Nr. D 1550/ 3
Dokumentation - J. Boardman, Schwarzfigurige Vasen aus Athen (Mainz 1979) - K. Schefold, Frühgriechische Sagenbilder (München 1964) - Lexicon Iconographicum Mythologiae classicale (LIMC) IV², Gorgo, Gorgones 38, S. 165 - CVA Copenhagen, Musée national 8, Taf. 325, 1 und 326, 1 a und b - CVA Northampton, Castle Ashby 15, Taf. 29 - CVA Genève, Musée d’art et d’ histoire 3, Taf. 65 - CVA Paris, Bibliothèque nationale 2, Taf. 52 und 53 Literatur zu antiken Reparatur : - S. Pfisterer-Haas, Wenn der Topf aber nun ein Loch hat…, Universität Leipzig (1995)
Sachtitel Bodenfragment einer Kylix, Augenschale
Datierung N.V.: Spätarchaisch, 2. H. 6. Jh. v. Chr., F. L.: 530 – 510 v. Chr., attisch sfg.
Herkunft Art der Erwerbung: über Jutta Rubin (Jessen-Sammlung)
Beschriftung Klebeetikett: D 1550/3 [handschriftlich mit Bleistift]
Beschriftungsort Bruchkante
Format Durchmesser: 30,2 cm, Höhe: 0,5 – 0,6 cm, Breite: 6,5 cm, Länge: 5,6 cm
Land (historisch) Herkunft: Attika

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