Wissenschaftliche Sammlungen

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Sammlung des Winckelmann-Instituts

Fragment einer Tasse („Semiglobular Cup“)

Das Randfragment einer semiglobularen Tasse mit stark abgewinkeltem, deutlich ausgearbeitetem Rand, ist außen mit einer beige- bis blassgelben Engobe dicht überzogen u. matt glänzend. Darauf aufgetragen, mit leichten Rissen, der rotbraune Dekor. Am oberen Rand eine Reihe von Punkten im Abstand von 2,4 mm, jeweils einen Durchmesser von 1,15 mm. Darunter, direkt am Knick des abgesetzten Rands, eine 4,5 mm breite umlaufende Linie. An dieser Linien hängend ein Doppelbogen, von seiner Mitte abgehend eine vertikale Punktlinie. Rechts daneben möglicherweise der obere Teil einer Doppelaxt. Insgesamt erinnert das Motiv stark an die Darstellung im Hiller, Tafel 6/87 und 88 (letzteres jedoch mit umgedrehtem Doppelbogen). Lippe innen mit rotem Schlicker abgesetzt, Rest der Gefäßinnenseite unbemalt. Rot-oranger Ton (Munsell HUE 5 YR 5/6 – yellowish red), fein gemagert, einige kleine Einschlüsse, hart gebrannt, Engobe (2.54 7/4 pale yellow), Dekor (5 YR 4/4 bis ¾ - reddish brown). Datierung in Anlehnung an Hiller Tafel 6.88 und nach Furumark.
- Unbekannt (U.)

Die Außenwandung ist mit einem weißlichen, cremefarbenen Überzug versehen und weist einige sparsam verwendete und mit rotbraunem Firnis auf den Überzug gesetzte Dekormotive auf: 1) eine präzis-kleinteilige Punktreihe als Dekor auf der Gefäßlippe (leicht unregelmäßig verlaufend), 2) darunter – genau am Knick der Wandung, der den Übergang des ausgestellten Gefäßrandes zum Körper bezeichnet – ein wohl ursprünglich umlaufender Firnisstreifen, 3) an diesen schließt sich ein hängendes w-Schlaufenmotiv an, von dem eine kleinteilige, vertikale Punktreihe ausgeht, die im Zusammenwirken mit dem Schlaufenmotiv wohl als Bildfeldbegrenzung gehandhabt wurde, d. h. die Gefäßoberfläche schematisierte. 4) Weiterhin ist das Dekormotiv der „festländischen“ Doppelaxt rekonstruierbar (nur die Spitze einer der beiden Axtscheiden u. der obere Ansatz der parallelen Wellenbänder erhalten). Die Gefäßlippe ist innen gefirnist und da der Firnis direkt auf den Tongrund gesetzt wurde von ziegelroter Färbung. Die Oberfläche ist gut geglättet worden und glänzt – dank des relativ gleichmäßig aufgebrachten Überzuges – außen matt. Der von ziegelrot(innen) bis rotbraun (außen) changierendem Firnis ist als Malerei dicht und flüssig aufgetragen. Er weist außen zwar krakelartige Risse auf, verhaftet ansonsten aber gut mit der Oberfläche. Der Überzug zeigt an einigen Stellen graue (Kalkmergel-?) Ablagerungen. Die Wirkung von Ton und Bemalung ist insgesamt so, dass sich der Glanzfirnis in klarer Kontur von der weißlichen oder tongrundigen Oberfläche abhebt; zudem verweist die Machart auf eine lokal-äginetische Provenienz. Von der hohen technische Qualität, mit der das Gefäß einst hergestellt worden ist, zeugt zum einen die Dünnwandigkeit des Randfragments zum anderen die mit formaler Sicherheit aufgebrachte, sparsame Dekoration und der dichte, glänzende Firnisauftrag (=Hinweis auf die Datierung in SH II A). Drehspuren. Ton: Rötlich, hart gebrannt, feinkörnige Konsistenz und weißlicher Überzug, rotbrauner bis ziegelroter Firnis.
- Katrin Ebert (K.E.)

© Humboldt-Universität zu Berlin, Winckelmann-Institut, Felicia Kant

Detailangaben

Eintragstyp Plastische Objekte
ID 57667
Inventar-Nr. D 270/ 6
Dokumentation - Arne Furumark, Mycenaean Pottery III: Plates, Stockholm 1992, Pl. 122, Form 58, Typ 211 - Arne Furumark: The Mycenaean Pottery. Analysis and Classification, p. 66 (Typ 211), p. 329, fig. 55 (Double Axe, Typologie des Motivs) - Stefan Hiller, Alt-Ägina IV,1. Mykenische Keramik, Mainz 1975, S. 73 Nr. 88, Mus. Inv. 1770, Tafel 6, 88, S. 73, Fragment 87, Tafel 6, 87 - A. Furtwängler/ G. Loeschke, Mykenische Vasen (1886) 41. (=Fundnotizen) - A. Furumark, Mycenaen Pottery. Analysis and Classificatin (1941) 46ff. Abb. 13. Nr. 211.212; 56ff. Abb. 16. Nr. 254.262; Motiv: 35,10. -ders., Mycenaen Potters III. Plates (1992) Taf. 139.144.190. Typen: 254.262; Taf. 121f. 188. Typen 211-213. - S. Hiller, Alt Ägina IV:1. Mykenische Keramik (1975) 18ff. Taf. 6. Abb. 84-94;L mit Blick auf die Rekonstruktion bes. Abb. 88 (=Gefäßform). Abb. 89 (=Dekoration)
Sachtitel Fragment einer Tasse („Semiglobular Cup“)
Datierung SH IIA, 1500 – 1450 v.Chr.
Herkunft Geschenk von G. Rodenwaldt
Beschriftung D 270 [handschriftlich mit schwarzer Tinte] / 6 [handschriftlich mit Bleistift]
Beschriftungsort Innenseite unter Gefäßlippe
Format Durchmesser: 13,5 cm, Höhe: 3,5 cm, Breite: 6,8 cm, Dicke: 0,4 cm

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