Wissenschaftliche Sammlungen

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Sammlungen des Winckelmann-Instituts

Neben wertvollen Originalwerken antiker Kleinkunst (ca. 450 unteritalische Vasen, Terrakotten und Gläser, über 500 Gefäßscherben) besteht die Lehrsammlung aus ca. 40 galvanoplastischen Nachbildungen minoisch-mykenischer Gefäße, Geräte, Waffen und Schmuck, 20 Aquarellkopien minoisch-mykenischer Fresken sowie 60 000 Großdiapositiven und 50 000 Fototafeln. Von besonderer historischer Bedeutung ist die einst international größte Gipsabgusssammlung nach Werken griechischer und römischer Skulpturen, die heute etwa 1 800 Objekte zählt. Darunter befinden sich die Bauplastik des Zeustempels von Olympia und des Parthenon, Reliefs der Trajans-Säule und des Parthenonfrieses, Dornauszieher und Apoll von Belvedere.
Das Winckelmann-Institut ist Teil des Instituts für Kultur- und Kunstwissenschaften innerhalb der Philosophischen Fakultät III. Es umfaßt das Seminar für Klassische Archäologie sowie die archäologischen Sammlungen. Arbeitsschwerpunkte des Instituts liegen bei der Wissenschaftsgeschichte der Archäologie, Antikenrezeption seit dem 15. Jahrhundert, Osteuropa, Wissenschaftliche Bearbeitung von Antikensammlungen, Sozialgeschichte der römischen Kunst und Minoisches Kreta.

© Humboldt-Universität zu Berlin: Winckelmann-Institut

Detailangaben

Eintragstyp Sammlungen
ID 127
Gründungsdatum 1851

Ereignisse

1851 Gründung

Gründung des 'Archäologischen Apparats' durch Eduard Gerhard (1795-1867), Professor an der Berliner Universität. Den Grundstock einer Sammlung bildete die sog. "Gerhardsche Schenkung": 100 Bücher, Tafelwerke und Vorlegemappen, Abbildungssammlungen von Stichen, Münzen, 36 Marmorsorten aus Griechenland u.a. Anschauungsmaterialien.

1851 – 1867 Leitung

Eduard Gerhard leitete den Archäologischen Apparat. Durch weitere Ankäufe und Schenkungen konnte der Bestand schnell erweitert werden.

5. Januar 1869 – 11. Juli 1896 Leitung

Ernst Curtius (1814-1896) leitete den Archäologischen Apparat. Auch unter seiner Leitung wurde der Bestand des Lehrapparates vergrössert.

1875 – 1880 Projekt

Leitung der Olympia-Grabung Ernst Curtius.

3. Oktober 1896 – 1911 Leitung

Reinhard Kekulé von Stradonitz übernahm die Leitung des Archäologischen Apparats. Während seiner Amtszeit wuchs der Lehrapparat auf 6000 Bände, mehrere 1000 Vorlageblätter und andere Vorlagen.

1902 Übernahme

Auf Veranlassung Kekulés Überführung von 96 kypriotischen und attischen Vasenfragmenten aus dem Besitz der Königlichen Museen, womit der Grundstock für den Aufbau der Originalsammlung gelegt wurde.

1911 – 1912 Verhandlung

Georg Loeschke (1852-1915) führt als designierter Nachfolger Kekulés die erfolgreichsten Berufungsverhandlungen seit Gründung der Universität. Mit Unterstützung von Ulrich von Willamowitz-Möllendorf, Theodor Wiegand und Kaiser Wilhelm II erreicht er die Überführung der Abgußsammlung an die Universität, Einrichtung einer Originalsammlung und Errichtung eines Gebäudes für die Altertumswissenschaften und deren Sammlungen. Mit den zugesagten 1,6 Millionen Goldmark konnten dann die beiden Nördlichen Flügel an das Universitätshauptgebäude von Ludwig Hoffmann angebaut werden, wobei das 2. OG des Westflügels eigens für die Abgußsammlung gestaltet war.

1912 Umwandlung

Umwandlung des "Apparats" in ein Seminar.

1912 – 1915 Ankauf

Umfangreiche Ankäufe von antiken Originalen und Kopien. Es wurde eine Diathek mit 5300 Diapositiven und eine Fotothek mit über 4800 Fotografien eingerichtet, so daß das Seminar zum bestausgestatteten archäologischen Seminar Europas wurde.

1914 – 1915 Leihgabe

Dauerleihgabe 50 griechischer Vasen aus den Königlichen Museen.

1916 – 1921 Einrichtung

Einrichtung des von Loeschke geplanten Abgussmuseums in 24 Räumen des zweiten Obergeschosses sowie in den Fluren und Treppenhäusern des Westflügels der Universität. Mit zunächst 2500 Objekten war die Sammlung eine der grössten ihrer Art in der Welt.

1916 – 1931 Leitung

Ferdinant Noack (1865-1931) übernahm die Leitung.

6. Mai 1921 Eröffnung

Eröffnung des für die Klassischen Altertumswissenschaften errichteten neuen Westflügels. Von der ägäischen Bronzezeit, vertreten durch den Minoisch-Mykenischen Saal, bis zur römischen Kaiserzeit waren alle Epochen, dem damaligen Kenntnisstand entsprechend, auf 3.500qm repräsentiert. Besonders die "gewagte" Farbigkeit der Räume wird von der Presse hervorgehoben.

1926 Umwandlung

Das Seminar wurde in ein Institut umgewandelt.

1927 Ankauf

Von nun an kamen jährlich etwa acht große Abgüsse hinzu. Auch die Kleinkunstsammlung vergrößerte sich durch Ankäufe und Schenkungen, obschon nicht mehr so rasch wie unter Loeschke.

1932 – 1945 Leitung

Gerhart Rodenwaldt, Honorarprofessor, übernahm die Leitung des Seminars. Der Bestand wurde kontinuierlich erweitert. Neben dem weiteren Ausbau des Seminars, förderte Rodenwaldt besonders die Gipsabgusssammlung.

1936 Ausstellung

Sonderausstellung zum antiken Olympia im Abgussmuseum der Universität anlässlich der Olympischen Spiele. Dazu umfangreiche Neuordnung und Renovierung; Übermalen der farbigen Wände mit Lichtgrau.

1940 Auslagerung

Wegen der Kriegsereignisse hatte man begonnen, die Sammlung antiker Kleinkunst in geschützte Räume außerhalb der Universität umzulagern.

1941 Umbenennung

Umbenennung des Archäologischen Seminars in "Winckelmann-Institut. Archäologisches Seminar und Museum der Gipsabgüsse".

April 1942 Verlust

Das Abgussmuseum erlitt erste leichte Brandbombenschäden.

1943 – 1944 Auslagerung

Auslagerung der Originalsammlung und einiger wertvoller Gipse in die Münze, nach Brand und Löschwasserschaden, dem die Gipse zum Opfer fielen, Umlagerung der Originalsammlung in die Tresorräume der Preußischen Seehandlung am Gendarmenmarkt. Für den größten Teil der Sammlung stand jedoch kein Bergungsraum zur Verfügung, so daß es durch Luftangriffe zu schweren Schäden kam. Etwa 100 größere Abgüsse wurden zerstört.

Bis 1. September 1944 Schließung

Die Sammlungen im Westflügel waren das letzte geöffnete Museum in Berlin.

Bis 1. April 1945 Schließung

Schließung des Seminarbetriebs. Rodenwaldt begeht beim Einmarsch der Russen in seinem Haus in Lichterfelde-West Selbstmord.

1946 – 1950 Leitung

Carl Weickert wurde kommissarischer Institutsleiter, der Lehrbetrieb konnte in den alten Räumen wieder aufgenommen werden. Im Jahr 1947 wurde Weickert zum Präsidenten des deutschen archäologischen Instituts gewählt. Bis 1949 immer wieder Ankündigungen zur Wiedereröffnung des Abgussmuseums.

1949 – 1958 Kriegsbeute

Nach der Kapitulation gelangte die Originalsammlung zusammen mit den Museumssammlungen als Kriegsbeute in die Sowjetunion. Die im Westen bei Celle ausgelagerte Bibliothek kommt 1950 nach Berlin zurück, wird allerdings an der Freien Universität - bis auf Weiteres - untergebracht.

1950 Austritt

Weickert legte sein Universitätsamt mit Erreichen der Pensionsgrenze nieder; das Präsidentenamt behält er bis 1954. Der Oberassistent Ulrich Hausmann hält die Stellung.

Im Winter 1950 – 1951 Auflösung

Das Museum wurde von der Universität aufgelöst. Ohne das Winckelmann-Institut zu informieren, begannen die Bauarbeiten zur Umgestaltung des Westflügels für die Slawistik, was zu erheblichen Beschädigungen der Abgüsse führte (etwa 1.800 Abgüsse wurden vernichtet).

25. Januar 1951 – 1. April 1951 Übergabe

Carl Blümel und Elisabeth Rohde gelang es, die Restbestände der Abgüsse in das Pergamonmuseum zu überführen, wo sie in den Kellern ein vorläufiges Domizil fanden. Nur der Minoisch-Mykenische Saal existierte einige Jahre weiter.

1952 – 1981 Leitung

Ludger Alscher (1916-1985) übernahm die Leitung des Winckelmann-Instituts. Seine Bemühungen um die Wiedereinrichtung des Museums blieben erfolglos.

24. Oktober 1957 Angebot

Gottfried von Lücken, Professor für Klassische Archäologie in Rostock, bot dem Winckelmann-Institut einen Großteil der Rostocker, ehemals Schweriner, Abgusssammlung an, da ihm die Rostocker Universität die für eine Ausstellung benötigten 550 qm nicht zur Verfügung stellte.

1958 Rückführung

Die Lehrsammlung wurde zusammen mit anderem konfiszierten Berliner Museumsbesitz zunächst an die staatlichen Museen zurückgegeben.

28. November 1958 – 21. Januar 1959 Übergabe

Trotz ungeklärter Aufstellungsprobleme erfolgte in fünf Transporten die Überführung der Rostocker Gipse, die in den Kellern des Westflügels der HUmboldt-Universität untergebracht wurden.

1962 – 1965 Rückführung

Die Lehrsammlung kam in ihren wesentlichen Teilen an die Universität zurück. Die Verluste waren allerdings beträchtlich, die Vasensammlung hatte sich von 1 445 Inventarnummern (Stand 1934) auf 816 Stücke reduziert.

1968 – 1989 Auflösung

Das Winckelmann-Institut ist als organisatorische Einheit aufgelöst und als Bereich Klassische Archäologie in die "Sektion Ästhetik/Kunstwissenschaften" eingebracht worden. Dennoch überlebten Institut und die letzten Räume, der Bücher- und Sammlungsbestand und der Name vor allem Dank des Einsatzes von W. Schindler, der das Institut dann 1989 sofort wieder begründete.

1989 Gründung

Neugründung des Winckelmann-Instituts durch W. Schindler (1930-1991).

Seit ca. 1990 Erneuerung

Im Zuge der Umgestaltung der Humboldt-Universität wurden der Archäologie ein Großteil seiner alten Räumlichkeiten wieder zugesprochen. In kleineren Ausstellungen konnte die Lehrsammlung wieder einer breiteren Öffentlichkeit ins Gedächtnis gerufen werden.

Seit 1994 – 2004 Leitung

Das Winckelmann-Institut untersteht der Leitung von Henning Wrede.

1996 Ausstellung

Ausstellung in der HU-Galerie "Ein Universitätsmuseum im Wartestand. Die Sammlungen des Winckelmann-Instituts. Es wurden die Planung der historischen Rekonstruktion gezeigt.

10. Dezember 2000 – 4. März 2001 Aufstellung

In der Ausstellung der Humboldt-Universität "Theater der Natur und Kunst" wurden die Sammlungen des Winckelmann-Instituts wieder einer breiten Öffentlichkeit präsentiert.

2001 – 2001 Eröffnung

Der Minoisch-Mykenische Saal wurde wieder der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

2002 Eröffnung

Die Sammlung Antiker Kleinkunst (Vasen, Gläser, Lampen etc.) wurde der Öffentlichkeit zum ersten Mal in einer festen Ausstellung, getrennt vom Magazinbestand, zugänglich gemacht.

2002 – 2008 Ausstellung

In den wieder eingerichteten Sammlungsräumen finden zudem wechselnde Ausstellungen statt; insbesondere die angestrebte Wiedergewinnung der Olympia-Skulpturen wird regelmässig zur Schau gestellt.

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