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Elementarwerk Tab. 56

Tafel LVI aus der "Kupfersammlung zu J.B. Basedows Elementarwerk": "Handwerk und Künste. Fortsetzung".
Oben links: "Die Metallschläger, welche vermittelst eines Streckwerks durch Drücken, und auf dem Amboße durch Hämmern das Metall ausdehnen." Oben rechts: "Der Glockengießer, welcher einem jungen Herrn in einer Zeichnung zeigt, was Kern, Modell und Mantel an einer Glockenform sei." Unten links: "Die Drahtzieher, bei der Ziehmaschine. Daneben ein Spuhlrad. Zur linken eine Plättmühle. Auf dem Tisch Spulen, Zangen und ein Zieheisen mit Löchern. Neben dem Fenster ungespulter Draht." Unten rechts: "Der Münzer vor dem Klippwerk, an welchem, vermittelst eines Steigbügels, der Prägestempel kann aufgehoben werden, um jedesmal das geprägte Stück herauszunehmen. Auf der anderen Seite ein Stoßwerk, auf welchem, vermittelst der Balanzierstange, Münzen geprägt werden."
Zum Metallschläger oben links: Er stellt Blattgold, Blattsilber und Blattmetall her. Die Abbildung zeigt, wie eine Metallstange in einem "Streckwerk", bestehend aus zwei stählernen Walzen, in einen dünnen Streifen ausgewalzt wird. "Den fertigen Streifen legt man in Schichten [...] zusammen, hämmert sie so dünn als Papier und schneidet sie nachher [...] in viereckige Plättchen [...]. Diese legt man zwischen Pergamentblätter und hämmert sie solange, "bis aus jedem Plättchen vier andere von eben der Größe werden können" etc. Sie "werden von Malern, Buchbindern, Gürtlern, Schwertfegern, Konfektbäckern und besonders Vergoldern gebraucht."
Zum Glockengießer oben links: Die Längschnittzeichnung auf der Abbildung zeigt Kern, Modell und Mantel der Glockemform vor dem Gießen: Der Kern ist ein gemauerter Körper, "welcher von außen die Gestalt des inneren Raums der Glocke hat". Auf diesen wird aus Lehm das Modell aufgetragen, deren äußere Oberfläche derjenigen der zu gießenden Glocke entspricht, auf das Modell wird der Mantel, ebenfalls aus Lehm, aufgesetzt. Ist der Mantel ausgehärtet, wird er abgehoben, das Modell abgeschlagen und der Mantel um den Kern gestellt. In den entstandenen Zwischenraum gießt man die "Glockenspeise", das geschmolzene Metall. Die Abbildung zeigt die Glockemform in der Gießgrube, die vor dem Gießen mit Erde aufgefüllt wird. Die Glockenspeise wird über Kanäle in die Glockenform geleitet.
Zum Drahtzieher unten links: Draht wird aus Metallstangen mittels einer Ziehmaschine gezogen. "An derselben sind Zieheisen [...] mit runden Löchern von verschiedener Weite. Man spitzt die dehnbare Stange etwas zu, steckt die Spitze durch das Ziehloch und zieht mit Gewalt [in der Abbildung mittels Zahnstange und Zahnrad] an der Spitze, dass die Stange [...] einem Drahte ähnlicher werde, welches wegen Enge des Loches nicht anders geschehen kann [...]. So werden, wenn man immer engere Löcher nimmt, aus dickeren Stangen dünnere, die endlich Draht werden." Die "Plattmühle" [links im Bild] dient zur Plättung des Drahtes, der als Lahn in "Spinnmühlen" verarbeitet wird.
Zum Münzpräger: Das Klippwerk [rechts im Bild] ist eine Prägemaschine, bei der der Oberstempel in einer Führung mit Hilfe des Steigbügels bewegt wird und die Prägung per Hammerschlag auf den Unterstempel erfolgt. Beim Stoßwerk oder Spindelprägewerk [links im Bild] wird der Oberstempel mittels einer Spindelschraube auf den Unterstempel gesenkt. Zur Erzeugung des Prägedrucks wird die Kraft auf die Spindel durch eine doppelarmige Balanzierstange oder Schwingachse übertragen, an deren Enden Schwunggewichte befestigt sind. Durch den Schwung und die Hebelkraft der Gewichte wird der Prägedruck so stark, dass eine Senkung des Oberstempels zur Erzielung der Prägung ausreicht. Die Abbildung zeigt die Arbeit an den Maschinen in einem Kellergewölbe. Wegen der Heftigkeit der Stöße muss das Prägewerk fest in das Fundament im Keller des Münzgebäudes verankert sein.
Zur Urheberschaft der nicht bezeichneten Tafel vgl. Hermann Gilow (Fritzsch 1909, Bd. III, S. 14), der sie Chodowiecki auf der Grundlage von Tagebucheintragungen des Künstlers (29.11., 31.11. und 7.12.1773) zuschreibt.
Legenden von C.H. Wolke in: Fritzsch 1909, Bd. 3, S. 29; Beschreibung: Bd. 2, S. 49-52 (Sechstes Buch: Von den Beschäftigungen und Ständen der Menschen).

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Detailangaben

Eintragstyp Bilddokumente
ID 23266
Inventar-Nr. Nh 67690
Sachtitel Handwerke und Künste
Datierung 1773
Hersteller Daniel Chodowiecki
Beschriftung a) 56 [hs. mit Bleistift] b) Tab. LVI. [gedr.] c) Universitäts-Bibliothek Berlin [Stempel]
Beschriftungsort a) Kartonrand o.r. b) Bildrand u.M. c) Rückseite
Format Karton 19,8 cm x 25,5 cm; Platte 18,9 cm x 23 cm; Bild 16,8 cm x 22 cm

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