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Elementarwerk Tab. 48

Tafel XLVIII aus der "Kupfersammlung zu J.B. Basedows Elementarwerk": "Wirkungen der Religion. Fortsetzung".
Oben links: "Überwindung der Schwierigkeit im Aufsteigen zu dem Tempel der Tugend um Gottes willen". Oben rechts: "Der Unterricht der Kinder um Gottes willen, teils durch das Buch der Natur und Sitten, teils durch das Buch der Religion". Unten: "Das Gebet und der öffentliche Gottesdienst". Einer der wichtigsten Zwecke der Religion ist, so Basedow, "Tugend um Gottes Willen ausüben zu lehren". Im oberen linken Bildfeld ist der mühsame Weg zur Tugend symbolisch als Aufstieg zum Tempel der Tugend (mit der Inschrift "Tugend um Gottes Willen") dargestellt. Ist der Tempel erstiegen, "geht man [...] von einem Tempel der Tugend, durch daselbst genossene Glückseligkeit gestärkt, zum anderen und besseren fort". Der Lohn fortschreitender, alle Laster überwindender Tugend ist "wahre Glückseligkeit". Die Erziehung der Kinder zur Glückseligkeit durch Tugend ist eine "von der Religion vorgeschriebene Hauptpflicht" von Eltern und Lehrern. Das Bildfeld oben rechts zeigt diesen Tugend-Unterricht, der aus dem "Buch der Natur und der Sitten" und aus dem "Buch der Religion" schöpft. Aus dem Buch der Natur sind Anschauungstafeln an der Wand angebracht, anhand derer der Lehrer "Vorstellungen von dem menschlichen Körper, von Tieren, Pflanzen, Mineralien, deren Ursprung, Beschaffenheit, Wirkungen und Nutzbarkeit" erklärt. Zur Unterweisung in Arithmetik und Georgraphie werden Zirkel, Transporteur (Instrument zur Messung und Übertragung von Winkeln) und Landkarten gebraucht, die auf dem Tisch liegen. Das "Buch der Sitten" enthält die "vornehmsten Regeln des Lebens", das sind die Tugenden, die der Lehrer den Kindern mit der Ermahnung vermittelt, sie immer auszuüben. (Vom Buch der Religion ist im Folgenden nicht mehr die Rede).
Das untere Bildfeld zeigt einen öffentlichen Gottesdienst an einem "Ort der Stille". Auffällig ist das Fehlen konfessioneller oder religiöser Symbole in dem gänzlich schmucklosen Raum. An der Stelle eines Altars steht ein Tisch, darauf ein aufgeschlagenes Buch: entweder ein Lehrbuch oder das "heilige Archiv", aus dem der Lehrer der Gemeinde, unterbrochen von Gebeten, Gesängen und Anrufungen Gottes, vorliest. Rechterhand des Tisches erkennt man ein Orchester, das den Gottesdienst musikalisch begleitet. Das zentrale Bekenntnis der Gemeinde ist die an die Stirnwand des Saales geschriebene Losung: "Wandelt vor Gott, thut wohl, auch Feinden". (Es handelt sich um die Zeremonie eines Gottesdienstes der in der Aufklärung diskutierten "natürlichen Religion", die allen monotheistischen Konfessionen Bekenntnissen offen stand und religiöse Wahrheit als eine Form der Vernünftigkeit begriff, der ein Bestand allgemein gültiger, ethisch-religiöser, den Menschen angeborener Vorstellungen inhärent sei. Nach Basedow sollten Kinder und Jugendliche zunächst in der natürlichen Religion und erst später in einer Offenbarungsreligion durch einen Geistlichen unterwiesen werden.)
Legenden von C.H. Wolke in: Fritzsch 1909, Bd. 3, S. 28; Lektion und Kommentar: Bd. 1, S. 372-377: "Sinnliche Vorstellung der Wirkungen der Religion" (Viertes Buch: Von den Wohltaten und der Liebe Gottes).

© Humboldt-Universität zu Berlin, Universitätsbibliothek

Detailangaben

Eintragstyp Bilddokumente
ID 23274
Inventar-Nr. Nh 67690
Sachtitel Wirkungen der Religion. Fortsetzung
Datierung um 1772
Hersteller Daniel Chodowiecki
Beschriftung a) 48 [hss. mit Bleistift] b) Tugend um Gottes willen [gedr.] c) Buch der Natur / und Sitten / Buch der Religion [gedr.] d) Wandelt vor Gott, thut wohl / auch Feinden [gedr.] e) Tab. XLVIII [gedr.] f) Chodowiecki inv. u. sculp. [gedr.] g) Universitäts-Bibliothek Berlin [Stempel]
Beschriftungsort a) Kartonrand o.r. b) Bildfeld o.l. sehr klein als Tempelinschrift c) Bildfeld o.r. unter der Taf. mit anatom. Darstellungen d) Unteres Bild, auf der Wand hinter dem Prediger e) Bildrand u.M. f) Bildrand u.r. g) Rückseite
Format Karton 20,2 cm x 26 cm; Platte 17 cm x 22,5 cm; Bild 16 cm x 21,2 cm

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