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Berliner Medizinhistorisches Museum der Charité

Anatomischer Atlas, De humani corporis fabrica libri septem

Der in Padua lehrende Anatom Andreas Vesal legte 1543 mit seiner "Fabrica" das Grundlagenwerk der neuzeitlichen Anatomie vor. Nach eigenem Bekunden revidierte er darin über 200 Fehler der bislang gültigen, vor allem auf den antiken Arzt Galen von Pergamon zurückgehenden Auffassungen vom Bau des menschlichen Körpers. Indem er zugleich die künftigen Medizinstudenten und Anatomen darauf verpflichtete, eigenhändig zu sezieren, relativierte er die an sich nicht hinterfragbare Geltung überkommener Lehrtexte. Ein wesentliches Mittel zur Veranschaulichung seiner Erkenntnisse stellten die nach Vorlagen des Tizian-Schülers Jan Stephan von Calcar als Holzschnitte gedruckten Illustrationen seines Werkes dar. Auf Jan Stephan wird auch der Entwurf des Titelblattes der Fabrica zurückgeführt, ein Meisterwerk der Buchillustration aus dem 16. Jahrhundert, das eine öffentliche Sektion Vesals wiedergibt. Vesal demonstriert - in einem prunkvollen Innenhof stehend - einer staunenden Menge an einem weiblichen Leichnam die Organe des Bauch- und Beckenraums. Gleichzeitig blickt er als einziger der wiedergegebenen Personen aus dem Bild heraus den Betrachter an und zieht diesen gleichsam in das Geschehen hinein. Im Hintergrund des Sektionstisches ist ein "klagendes" Skelett zu sehen, ein für die Zeit des beginnenden Barock typischer Verweis auf die Vergänglichkeit allen Lebens, der als Bildmotiv vor allem in den ganzfigurigen und torsoartigen Illustrationen der "Fabrica" stets in die didaktische Bildgestaltung einbezogen ist. TS

© Charité: Berliner Medizinhistorisches Museum; Humboldt-Universität: HZK, Kabinette des Wissens

Detailangaben

Eintragstyp Schriftdokumente
ID 8515
Sachtitel De humani corporis fabrica libri septem
Datierung 1555
Format Folio
Auflage / Ausgabe 2. Auflage
Erscheinungsort Basel
Autor Andreas Vesal

Verschlagwortung