Wissenschaftliche Sammlungen

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Kunstsammlung / Kustodie der Humboldt-Universität

Ansicht des Schlosses mit der Langen Brücke, Blatt I

Ein besonders großer Bestand der Kunstsammlung umfasst Berlin-Ansichten und Darstellungen der Universitätsgebäude zu unterschiedlichen Zeiten. Die ältesten Berlin-Veduten datieren aus dem Ende des 17. Jahrhunderts, vor allem aber stammen sie aus dem 18. Jahrhundert - erst mit der Vereinigung von Berlin und Cölln zur Residenzstadt 1709 erhielt die Stadt im Laufe des Jahrhunderts mit vielen repräsentativen Bauten ihr prächtiges Aussehen, das nun in vielen Reiseberichten, Briefen, literarischen wie bildlichen Darstellungen im In- wie Ausland Interesse fand. Der Veduten-, Bühnen- und Dekorationsmaler Johann Georg Rosenberg (1738-1808), in Paris und an verschiedenen deutschen Höfen tätig, nutzte diese Konjunktur. Er schuf zwischen 1773 und 1785 eine Reihe von 21 Radierungen bühnenmäßig inszenierter Prospekte von Berliner Straßen, Palästen, Kirchen und Plätzen. 20 handkolorierte Radierungen (plus Titelblatt) erschienen im Folio-Format 1786 im Verlag Johann Marino & Co. unter dem Titel "Receuil des Prospects les plus beaux et les plus intéressants de Berlin". Der große Erfolg dieser Publikation führte zu verschiedenen weiteren Fassungen, die in Größe, Druckqualität und Farbigkeit stark voneinander abweichen. Besonders qualitätvolle Blätter besitzt das Kupferstichkabinett der Staatlichen Museen zu Berlin. Diese wurden 1994 in einer Faksimile-Ausgabe reproduziert, zusammen mit einer ausführlichen Beschreibung der baulichen, kulturellen, sozialen iund ökonomischen Verhältnisse Berlins von Friedrich Nicolai, einem Berliner Schriftsteller und Verleger ("Beschreibung der königlichen Residenzstädte Berlin und Potsdam, aller daselbst befindlichen Merkwürdigkeiten und der umliegenden Gegend", Berlin 1786). (Vgl. dazu die Einleitung von Ursula Cosmann, S. 7-10)
Mit ihrer Genauigkeit in der Wiedergabe architektonischer Details und topographischer Anlagen, dokumentieren die Radierungen Rosenbergs nicht nur das historische Berlin Ende des 18. Jahrhunderts, sondern erlauben auch einen vergleichenden Blick auf Gebäude, die wir trotz der Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs zumindest partiell noch heute bewundern können.

Im beschreibenden Kommentar von Paul Ortwin Rave heißt es zu diesem Blatt: "Der Standort des Künstlers ist in dem Gäßchen längs dem von Schlüter errichteten Palais des Grafen Wartenberg, so daß er dieses im Rücken und die Lange Brücke mit dem Reiterbild des Großen Kurfürsten vor sich hat, dahinter die (südliche) Schloßplatzseite des Schlosses."
Das Palais Wartenberg, nach Entwürfen von Andreas Schlüter erbaut, existiert heute nicht mehr. Das Reiterstandbild, ebenfalls nach Entwürfen von Schlüter und von Johann Jakobi in Bronze gegossen (1696-1703), steht seit 1951 im Ehrenhof des Charlottenburger Schlosses. Im wiederaufgebauten Stadtschloss befindet sich heute mit dem Humboldt-Labor auch ein Teil der Universität.

Detailangaben

Eintragstyp Bilddokumente
ID 71726
Inventar-Nr. G 377
Sachtitel Ansicht des Schlosses mit der Langen Brücke, Blatt I
Datierung 1781 (1994)
Hersteller Johann Georg Rosenberg
Beschriftung Vue du Chateau du coté du Levant, avec une partie du grand pont et la statue Equestre de Guillaume le Grand. Dediée a Son Altesse Serenissime, Monseigneur le Duc Ferdinand de Brunsvic et Lunebourg. Se vend chez J. Morino et Compag. Marchands d'Estampes a Berlin
Format 53 x 74 cm

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