Tab. VI aus J.B. Basedows Elementarwerk mit den Kupfertafeln Chodowieckis u.a., hrsg. von Theodor Fritzsch. Dritter Band, Leipzig 1909 [Kritische dreibändige Bearbeitung der 1785 erschienenen zweiten Auflage des Elementarwerks]: "Andere Vergnügungen der Kinder".
Oben links: "Das Besuchspiel". Oben rechts: "Die Blinde Frau".Unten links: "Der Reifen, der Brummkreisel, der Kreisel, der Drachen". Unten rechts: "Der Ball und der Federball"
Das Besuchsspiel: fünf Mädchen, die in einem "Besuchszimmer" Besuch spielen. Festgehalten ist eine Begrüßungsszene mit der "Hausfrau" in der Mitte . Der riesige Stuhl rechts im Bild soll vermutlich verdeutlichen, dass die wie erwachsene Damen gekleideten Mädchen Kinder sind. Im Hintergrund eine gedeckte Kinderkaffeetafel. Blinde Frau = Blinde-Kuh-Spiel: Ein weitläufiger, parkartiger Garten mit bogenförmig beschnittenen Hecken, Beeten und zu Spitzsäulen zugeschnittenen Bäumen ist der Schauplatz für das Spiel, an dem sich zwei Mädchen und drei Jungen beteiligen. Die Blinde wird von ihrem Spielgenossen geneckt und gezupft. "In diesem Spiel", so Basedow, "wäre es unrecht, wenn man dem, der den Blinden vorstellt, einen wahren Verdruss machen wollte. Necken kann man ihn, aber seine Person und Kleider muss man schonen. [...] Selbst aus diesem scherzhaften Spiel kann man schließen, wie viel Gutes einem Blinden fehlt." Spiel mit Reifen, Brummkreisel, Kreisel, Drachen und "Schnellkugeln von Ton und Alabaster" (vermutl. Murmeln). Es sind Spiele, die auf dem Land gespielt werden. Zum Papierdrachen bemerkt Basedow: "Wer einen solchen Drachen haben will, muss ihn selbst machen lernen. Denn es ist ein Vergnügen, sich sein Spielzeug selbst zu verfertigen." Der für das Federballspiel geeignete Raum wird als "Gartenstube" bezeichnet. Die Kinder spielen mit und ohne "Raketen" (Schläger), beide Spielarten gelten als Federball. Entscheidend ist die körperliche Ertüchtigung: "Dies Spiel ist eine vortreffliche Übung des Körpers für Alte und Junge".
Legenden von C.H. Wolke Bd. 3, S. 23; Beschreibung Bd. 1, S. 90 (Zweites Buch: Von Mancherlei, besonders von dem Menschen und der Seele).