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Rarasammlung

Elementarwerk Tab. 50

Tafel L aus der "Kupfersammlung zu J.B. Basedows Elementarwerk": "Böse Neigungen".
Oben links: "Der Argwohn. Eine Jungfrau, die wegen eines, von ihrem Verlobten an eine andere Jungfrau geschriebenen Briefes unwillig ist." Oben rechts: "Der Neid. Eine gut gekleidete Frau, die gegen ihren Ehefreund Verdruss äußert, weil ihre reichere Nachbarin sie an Pracht übertrifft." Unten links: "Die Rachbegierde. Ein Weib, welches dem Manne abschlägt, zum gemeinschaftlichen Besten der Familie, eine Schuldverschreibung zu unterzeichnen, weil er ihr vorher nicht hat wollen einen kostbaren Ring kaufen." Unten rechts: "Die Grausamkeit aus Rachbegierde. Ein Weib, das rasend dasteht, und in der Hand eine große Nadel hält, womit sie ihr eigenes Kind (das blutend auf dem Boden liegt) getötet hat." Zum Bild des Argwohns oben links erläutert Basedow: Objekt des Argwohns ist ein Schriftsteller; sein jüngstes Buch, das u.a. die Vozüge einer jungen Dame rühmt, hat er zuerst einer entfernten Freundin und erst dann seiner Verlobten gechenkt, die nun argwöhnt, die Freundin, auf deren Brief [sic] sie zeigt, sei nicht nur die im Buch Beschriebene, sondern auch die im Leben Bevorzugte. Neid kann zu Rachebegierde führen. Die im Bild oben rechts angesichts größerer Pracht der Kleidung ihrer Nachbarin von Neid ergriffene Hausfrau übt im Bildfeld unten links Rache an ihrem Gatten, der sich weigert, ihr einen teureren Ring zu kaufen als die Nachbarin einen trägt. Als der Gatte ein günstiges Geschäft auf der Grundlage eines Darlehens tätigen kann und sie auf Verlangen des Geschäftpartners bittet, den Schuldschein zu unterschreiben (da sie eine Erbschaft erwartet), verweigert sie die Unterschrift aus Rache für den verweigerten Ring. Rachbegierde so Basedows Kommentar, "ist ein Verlangen, dem Beleidiger ohne irgend eine vernünftige Absicht Verdruss zu machen, bloß darum, weil man ihn für einen Beleidiger hält". Rachbegierde kann noch schlimmere Folgen haben, wie im unteren rechten Bildfeld gezeigt wird. Die rasende Dame ist Mutter eines unehelichen Kindes, von dem sie glaubt, es sei von ihrem Liebhaber umgebracht worden, wie sie es verlangt hat. Dieser hat das Kind heimlich einer Bäuerin anvertraut, und nach fünf Jahren führt der Zufall das Paar in deren Haus, wobei die Dame Gefallen findet an dem wohlerzogenen Kind, ohne zu wissen, dass es ihr eigenes ist. Als sie es erfährt, rast ihre "Seele von Verdruss und Rachbegierde". Sie tötet das Kind mit einer (Hut?)-Nadel, "eine Missetat, um welcher willen sie durch das Rad des Henkers [vgl. Tab. XXXIV] ihr Leben verlieren musste. So pflegen größere Laster aus kleineren zu folgen."
Legenden von C.H. Wolke in: Fritzsch 1909, Bd. 3, S. 28; Lektion und Kommentar: Bd. 1, S. 149-152 "Argwohn, Neid und Rachbegierde" (Zweites Buch: Von Mancherlei, besonders von dem Menschen und der Seele).

© Humboldt-Universität zu Berlin, Universitätsbibliothek

Detailangaben

Eintragstyp Bilddokumente
ID 23272
Inventar-Nr. Nh 67690
Sachtitel Böse Neigungen
Datierung 1773
Hersteller Daniel Chodowiecki (Zeinung) D. Berger (Radierung)
Beschriftung a) 50 [hss. mit Bleistift] b) D. Chodowiecki del: [gedr.] c) Tab. L. [gedr.] d) D. Berger sculpit [gedr.] e) Universitäts-Bibliothek Berlin [Stempel]
Beschriftungsort a) Kartonrand o.r. b) Bildrand u.l. c) Bildrand u.M. d) Bildrand u.r. e) Rückseite
Format Karton 20 cm x 25,7 cm; Platte 19 cm x 24 cm; Bild 17 cm x 22,5 cm

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