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Rarasammlung

Elementarwerk Tab. 58

Tafel LVIII aus der "Kupfersammlung zu J.B. Basedows Elementarwerk": "Handwerk und Künste. Fortsetzung".
Oben links: "Der Drechsler, auf der Drechselbank, woran 1., 1 die Reitstöcke, 2 der drechselbare Körper, 3 die Schnur, 4 der Fußtritt, 5, 6 die Wippe, 7 ein Meißel, 8 die Röhre, 9 das Hohleisen, 10 das Bohreisen, 11, 12 das Schraubeisen, 13 der Tasterzirkel. - Im Hofe der Böttcher, welcher auf der Schneidebank einen Reifen schabt. Neben ihm werden Stäbe vermittelst des Flammenfeuers gebogen. Der Bandhaken 14 [?]." Oben rechts: "Der Maler vor der Staffelei mit seinem Werkzeuge, einem Gliedermanne und dem Modell eines Harnischs." Unten links: "Der Bildhauer, welcher an einer Minerva arbeitet. In seiner Werkstatt sind allerhand Antiquen; zur Tür hinaus die Trajanische Säule." Unten links: "Der Schreiber in einer guten Stellung. Auf dem Tische und Boden manches ihm nötige Werkzeug. Ein Schrank mit Fächern zur Verwahrung allerlei Schriften."
Zum Drechsler oben links: Um den zu drechselnde Körper zwischen den Docken oder Reitstöcken auf der Drechsel- bzw. Drehbank ist von einer Schnur geschlungen. "Schiebt er [der Drechsler] nun den Fußtritt und zieht er zugleich die Schnur und das Ende der Wippe herunter, so wird auch eben dadurch der von der Schnur umschlungene Körper herumgedreht, an welche er allerlei scharfe Eisen [...] anhält und wovon er rund umher auf solche Weise Späne abschabt." Durch die Tür erkennt man den im Hof arbeitenden Böttcher oder Fassbinder, der aus Holz (Eiche, Tanne) Tonnen, Fässer, Bottiche, Wannen etc. herstellt. Die Darstellung der Malerwerkstatt oben rechts zeigt den Künstler bei der Arbeit vor der Staffelei sitzend, die rechte Hand, die den Pinsel führt, auf den Malstock gestützt; Palette und Malstock hält die linke Hand. Im Hintergrund auf dem Fußboden der "Reibestein, auf welchem die Farben vermittelst des kleinen Steines oder Läufers zerrieben werden"; der Kasten im Vordergrund wird als "Trog zum Wasser" bezeichnet, "worunter er [der Maler] die in Öl abgemengten und in Blasen [Gläsern] eingeschlossenen Farben, nebst Pinseln usw. verwahrt". Die Gliederpuppe mit deutlich weiblichen Merkmalen wird als "Gliedermann" bezeichnet, "welcher mit gewissen Gewändern bekleidet die Ordnung der Falten lehrt, und noch einige andere Muster".
Der Bildhauer im Bildfeld unten links arbeitet an der Nachbildung einer Statue der Pallas Athene oder Minerva, wie das Modell im Hintergrund zeigt. "Antiken von griechischen [und römischen] Künstlern oder Abgüsse derselben [...] dienen ihm zum Muster." Zu erkennen sind Apollo von Belvedere, der Borghesische Fechter von Agasias, Herakles Farnese und die Laokoongruppe; darüber der Torso vom Belvedere, Castor und Polux, die mediceische Venus sowie vermutl. römische Büsten. Durch die geöffnete Tür der Werkstatt fällt der Blick auf die Trajanssäule.
Zum Schreiber unten rechts: Die auf dem Tisch verteilten Utensilien des Schreibers sind: neben Papier und Feder, die er in der Hand hält, das Schreibzeug (Schreibkasten?) mit Tintenfass und Sandbüchse zur Rechten des Schreibers, Schere und Federmesser, letzteres "um an den Spulen der Federn einen Schnabel mit einer Spalte zu schneiden, worin die Tinte beim Eintunken hängen bleibt und beim Schreiben allmählich herunterfleißt", eine Stange Siegellack, ein Petschaft (Siegelstempel), Lineal, Bleistift und eine metallene Reißfeder, "um gerade Linien auf dem zu Rechnungen bestimmten Papier zu ziehen". "Der Schreiber legt das weiße Papier beim Schreiben auf einige Bögen Löschpapier, worin er auch die überflüssige Tinte der frisch geschriebenen Buchstaben einziehen lassen kann.[...] Der Schreiber braucht allerelei Papier; dünnes Postpapier zu Briefen, dickeres und größeres Schreibpapier zu Rechnungen, etwas gröberes Konzeptpaier zu Kuverten, Packpapier usw." Hinsichtlich der Verwendung verschiedener Schriftarten wie der deutsche Kurrentschrift oder der lateinischen Schreibschrift wird auf Tafel 59 verwiesen. Der Beruf des Schreibers oder Kopisten existierte noch Ende des 19. Jahrhunderts. Im 18. Jahrhundert kopierte der er vornehmlich amtliche Schreiben (Staatsschreiber), wurde aber auch zunehmend für Schreibtätigkeiten im Handel, in Manufakturen und Unternehmen eingesetzt.
Laut Chodowieckis Tagebuch vom 15.12.1773 und 12.12.1773 porträtierte er den Berliner Maler Joachim Martin Falbe (1709-1782) als Bildhauer und den Maler Schultz (?) als Maler (vgl. Gilow, Fritzsch, 1909, Bd. 3, S. 9)
Legenden von C.H. Wolke in: Fritzsch 1909, Bd. 3, S. 29; Beschreibung: Bd. 2, S. 58-70 (Sechstes Buch: Von den Beschäftigungen und Ständen der Menschen)

© Humboldt-Universität zu Berlin, Universitätsbibliothek

Detailangaben

Eintragstyp Bilddokumente
ID 23335
Inventar-Nr. Nh 67690
Sachtitel Handwerke und Künste. Fortsetzung
Datierung 1773
Hersteller Dabiel Chodowiecki (Zeichner) D. Berger (Stecher)
Beschriftung a) 58 [hs. mit Bleistift] b) D. Chodowiecki del. [gedr.] c) Tab. LVIII. [gedr.] d) D. Berger Sculpit Berolini [gedr.] e) Universitäts-Bibliothek Berlin [Stempel]
Beschriftungsort a) Kartonrand o.r. b) Bildrand u.l. c) Bildrand u.M. d) Bildrand u.r. e) Rückseite
Format Karton 19,8 cm x 25,5 cm; Platte 18,7 cm x 24 cm; Bild 17 cm x 22,5 cm

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