Die Lünette der Philosophie gehört zu einer Reihe von ursprünglich sechs Gemälden, die den Leseaal der ehemaligen alten Universitätsbibliothek in der Dorotheenstr. 28 schmückten. Anhand der zwischen 1874 und 1878 datierten Entwürfe lässt sich das Ringen um die adäquate Repräsentation der jeweiligen Wissenschaft gut nachvollziehen. Im Falle der Philosophie haben sich zwei Entwürfe erhalten. Der erste Entwurf ist narrativ angelegt und zeigt "Sokrates lesend und Plato und Aristoteles zuhörend". Flankiert werden sie von den Allegorien der Ästhetik und der Pädagogik. Im zweiten Entwurf sind weiterhin Plato und Aristoteles als Jünglinge lesend und lernend dargestellt, das mittige Profilmedaillon Hegels rahmend. Darunter befindet sich ein allegorischer Frauenkopf, der mit der einem Ausspruch Ciceros entlehnten Inschrift "CAUSARUM COGNITIO" als Repräsentation der Philosophie ausgewiesen ist. Im ausgeführten Entwurf rückt die Allegorie ins Zentrum, das Medaillon Hegels wird ergänzt um das Medaillon des Gründungsrektors der Universität, Johann Gottlieb Fichte. (Vgl. Angelika Keune: Gelehetenbildnisse 2000, S. 156)