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„Das Berliner Lautarchiv: Perspektiven einer akustischen Geschichtsschreibung“

BA-Seminar (Musikwissenschaft)

„Das Berliner Lautarchiv“
Perspektiven einer akustischen Geschichtsschreibung

Dr. Nepomuk Riva

Sommersemester 2013

Die im Seminar entstandenen Arbeiten wurden als Buch publiziert:
Nepomuk Riva (Hg.): Klangbotschaften aus der Vergangenheit. Forschungen zu Aufnahmen aus dem Berliner Lautarchiv. Shaker Verlag Aachen, 2014.

„Technische Medien“, also jene Techniken, die um 1900 den menschlichen Körper (allen voran die menschliche Stimme) zu speichern und übertragen vermögen, setzen uns in ein ambivalentes Verhältnis zur Vergangenheit. Wir erleben sie präsentisch, wobei diese Präsenz nicht mit Bedeutung gleichzusetzen ist – eine Unmittelbarkeit, die schwer zu fassen ist. Ausgehend von diesem Befund und jener medialen Zäsur, aus der Disziplinen wie Musikethnologie und Phonetik hervorgegangen sind, setzen wir uns mit der Geschichte des am Kupfergraben beheimateten Lautarchivs auseinander. Ziel unseres Seminars ist es, aus Sicht von Musik- und Medienwissenschaft Perspektiven für den Umgang mit diesem besonderen Archiv auszuloten, dessen Stimmfang in deutschen Gefangenenlagern des Ersten Weltkriegs viele Fragen aufwirft: neben juristischen und ethischen Fragen, diskutieren wir Probleme der Konvertierung und Konservierung und erörtern darin Möglichkeiten und Grenzen einer „akustischen“ Geschichtsschreibung. Die Studierenden werden während des Semesters dazu angeleitet, praktisch mit den Arbeitsweisen in einem Archiv vertraut zu werden. Einen Teil der Sammlung, der sich im Ethnologischen Museum in Dahlem befindet, werden wir im Rahmen einer Exkursion besichtigen. Das Lautarchiv beinhaltet eine Reihe von Aufnahmen europäischer und außereuropäischer Sprachen und Gesänge. Das Seminar bietet sich deswegen besonders für ausländische Studierende an, die sich mit der Historie ihrer Muttersprache und
Musik auseinander setzen wollen.