Kunstsammlung / Kustodie der Humboldt-Universität
Die Kunstsammlung der Humboldt-Universität umfasst über 1.600 Werke, die in engem Zusammenhang mit der Universität, ihrer Geschichte und ihren Personen stehen. Dazu zählen Denkmäler, Skulpturen, Installationen, Gemälde, Zeichnungen, Grafiken und Medaillen. Den umfangreichsten Teil der Sammlung bilden Büsten und Gemälde von Hochschullehrern, zahlreich sind künstlerische Darstellungen der HU-Gebäude und Alt-Berlins. Auch die Insignien der Universität – die Amtsketten der Rektoren von 1818 bzw. 1860 und der Dekane sowie die beiden Zepter (eine Goldschmiedearbeit, die Ende des 14. Jahrhunderts für die Universität Erfurt geschaffen und 1818 nach deren Auflösung der Berliner Universität übereignet wurde) – zählen zum Bestand der Kunstsammlung, ebenso einige Gastgeschenke. Weitere Kunstwerke, insbesondere aus der Zeit der DDR, umfassen Arbeiten von Künstlern, die an der Universität tätig waren.
Nur ein Teil der Kunstwerke ist dauerhaft öffentlich sichtbar im Außengelände oder in den Gebäuden der Universität. Viele Objekte sind hingegen – in Bewegung – zur Ausstattung in den Büroräumen oder im Magazin verwahrt.
Neben der Erhaltung werden die Kunstwerke wissenschaftlich erforscht und im Rahmen kleinerer Ausstellungen und Interventionen gezeigt.
Der Kunstsammlung liegen kein planvolles Konzept und auch keine Ankaufsstrategie zugrunde. Angefangen bei den Auftragsarbeiten für die Ausstattung des Senatssaales mit Professorenbüsten und der späteren Sammlung von Professorenbildnissen, wuchs und wächst die Sammlung im Laufe der Zeit vor allem durch Schenkungen, Vermächtnisse und Nachlässe.
Derzeit sind 903 Objekte der Kunstsammlung über dieses Portal recherchierbar.
Kunstwerk des Monats
jüngste Aktivitäten:
Objekt des Monats 4/2024
Eine Marmorbüste wird Miniatur
Im Magazin der Kustodie lagert eine Büste des Physikers Robert Gustav Kirchhoff (1824-1887), 1888 geschaffen von dem Berliner Bildhauer Carl Begas. Sie stand bis 1929 im Reigen weiterer Marmorbüsten geehrter Professoren der Universität in der alten Aula.
Aus Anlass des 200. Geburtstags von Kirchhoff wurde die Büste aus ihrem Dornröschenschlaf geweckt und einem 3D-Scan unterzogen. Dafür musste das Werk im Magazin neu aufgestellt werden und konnte mit dem richtigen Abstand, einer abgestimmten Beleuchtung und einem guten Auge kontaktfrei manuell gescannt werden.
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Kunstwerk des Monats 12/2023
Anton Scharff/ Karl Waschmann, Medaille auf Rudolf Virchow, 1891
Die Medaillensammlung der Humboldt-Universität ist vor allem durch Ereignis- und Personenmedaillen der letzten 150 Jahre geprägt. Universitäts- und Institutsjubiläen waren und sind ebenso Anlässe, Medaillen zu prägen wie Geburtstage und Ehrungen von Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen. Durch zahlreiche Geschenke besitzt die Universität auch diverse Medaillen anderer Universitäten.
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Kunstwerk des Monats 11/2023
Rosemarie und Werner Rataiczyk, Entwicklung der Wissenschaften, 1981/82
Das Weben von Bildteppichen in der Moderne hatte in den 1920er Jahren, vor allem im Kreise des Bauhauses, seine erste Blüte erfahren. Nach NS-Zeit und Zweitem Weltkrieg kam es in der DDR in den 1950er Jahren zu einer Wiederbelebung dieser Technik an der Hochschule für industrielle Formgestaltung Halle – Burg Giebichenstein (heute Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle). Der bekannte Künstler Willi Sitte fertigte hier Kartons, also Vorlagen für die Teppiche, die als Auftragswerke im Rahmen der Kunst am Bau-Förderung entstanden.
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Kunstwerk des Monats 10/2023
Sabina Grzimek, Sinnende, 1972-74
Bronze und Beton, Hauptgebäude, Innenhof
Nachdenklich dasitzen, grübeln – eben sinnen, wer hat das nicht schon vor Referaten, Prüfungen oder angesichts der vielen möglichen Aktivitäten an der Uni gemacht. Der Titel der Plastik von Sabina Grzimek beschreibt genau diesen Ausdruck, den uns die Figur durch ihre Haltung vermittelt: Auf einem hochrechteckigen Kubus sitzt sie leicht vorgebeugt, die Beine übereinandergeschlagen, den linken Ellbogen auf das rechte Knie gestützt, den Kopf in die linke Hand gelegt. Der Blick der Frau geht in eine unbestimmte Ferne – oder in sich selbst.
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Objekt und Kunstwerk des Monats 9/2023
Ein starkes Stück: Annemirl Bauer, Männliche Herrlichkeit Gottes, 1988
Anklagend, schockierend, melancholisch – das großformatige Bild von Annemirl Bauer ist ausdrucksstark. Von den Augen einer mittig platzierten Frauenfigur, in Häftlingskleidung auf einer Kiste kauernd, gehen Strahlen zu beiden Seiten des Bildes aus. Links steht eine Reihe nackter Frauen mit hochhackigen Schuhen in Reih und Glied, die Vorderste streckt die bewaffnete Hand aus. Hinter ihr sind weitere Figuren, z. T. mit übergroßem Phallus. Die Pistole weist auf die rechte Bildseite mit einer aus Krücken gekreuzigten Frauenfigur, aus deren Schoß Blut strömt.
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Kunstwerk des Monats 8/2023
Wolfgang Frankenstein, Die Blinden im Gebirge IV, 1988
Wolfgang Frankensteins Bilder begegnen einem in vielen Räumlichkeiten der Humboldt-Universität. Die große Fülle an Werken verdankt die Universität, der Frankenstein ab 1968 als Leiter des Bereichs Kunsterziehung und ab 1973 als Professor an der Sektion Ästhetik und Kunstwissenschaften angehörte, der Schenkung seines Nachlasses 2014. Somit besitzt die HU einen großen Bestand an Frankenstein-Bildern, ergänzt um ein Grafik-Konvolut, der zum Teil durch Ausstellungen und Publikationen bereits zu DDR-Zeiten einer breiteren Öffentlichkeit bekannt war.
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Kunstwerk des Monats 7/2023
Holländische Schule, Hausschlachtung eines Rindes, vermutlich 17. Jahrhundert
Das Küchenstück, das uns in eine holländische Küche des 17. Jahrhunderts entführt, ist in mehrfacher Hinsicht eine besondere Rarität der Kunstsammlung. Es ist das älteste Gemälde, das einzige aus den Niederlanden und mit diesem Sujet. Entsprechend spannend ist die Frage nach seiner Herkunft, aber auch der Bedeutung der Darstellung.
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Kunstwerk des Monats 6/2023
Ceal Floyer, Vorsicht Stufe, 2009
Man mag es nicht gleich als Kunstwerk erkennen, handelt es sich doch auf den ersten Blick um Warnschilder, die wir aus dem Alltag kennen. Allerdings wiederholt sich der Warnhinweis auf jeder Stufe, eine scheinbar übertriebene Potenzierung. Doch leiten uns die Schilder zugleich optisch nicht nur sicher über die Treppe, sondern auch zu einem weiteren Schriftzug hin. In axialer Ausrichtung führt die Warnung zur elften Feuerbach-These von Karl Marx: „Die Philosophen haben die Welt nur verschieden interpretiert, es kommt aber darauf an, sie zu verändern.“
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Kunstwerk des Monats 5/2023
Elisabet(h) Ney, Eilhard Mitscherlich, 1865
Elisabeth Ney war eine zu ihrer Zeit berühmte und hoch geschätzte Bildhauerin, die regelmäßig bei den Akademie- und Internationalen Kunstausstellungen in Berlin und München vertreten war, ebenso im Pariser Salon ausstellte und drei Weltausstellungen beschickte. Sie wurde als erste Frau an der Münchner Akademie zur Bildhauerklasse zugelassen, erhielt 1855 ein Jahresstipendium der Akademie der Künste in Berlin und war eine Schülerin von Christian Daniel Rauch. Nach dessen Tod 1857 übernahm sie einige seiner Aufträge, darunter auch die Büsten von Jacob Grimm (1785-1863) und Eilhard Mitscherlich (1794-1863). Letztere wurde als Marmorfassung 1863, im Todesjahr des Chemikers, Physikers und Geologen, von der Universität zur Aufstellung im Institut der Naturwissenschaften bestellt und bis 1865 ausgeführt.
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Kunstwerk des Monats 4/2023
Max Landsberg, Hinterwälder Kuh, 1897
Dass einen eine lebensnah gestaltete Kuh anblickt, würde man beim Bestand einer Kunstsammlung vielleicht nicht erwarten. Die Tierplastik ist jedoch ein uraltes Thema der bildenden Kunst, das bis in die Zeit der Urmenschen zurückreicht und im 20. Jahrhundert eine enorme Veränderung erlebte.
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Kunstwerk des Monats 03/2023
Etna Velarde, Simon Bolivar und Alexander von Humboldt, 1984
Zwei Männer stehen sich in einem Raum mit respektablem Abstand gegenüber. Beide scheinen aus den hinter ihnen stehenden Sesseln aufgestanden zu sein. Während der rechte Herr durch ein Bücherregal, einen Globus sowie Landkarten auf dem Tisch, aber auch durch die wohl bekannte Physiognomie als Alexander von Humboldt zu erkennen ist, bleibt der andere Mann zunächst anonym.
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Kunstwerk des Monats 02/2023
KATRIN WEGEMANN, 27°, 2015/16
Bereits das moderne, 2016 eröffnete Gebäude des Instituts für Biologie mutet wie ein Kunstwerk an. Die amorphe Form und die grüne Metallfassade haben ihm von den Nutzer:innen, Forschende auf dem Gebiet der Molekular- und Zellbiologie, schnell den Spitznamen „Grüne Amöbe“ eingebracht. Diese Assoziation wird mit dem Kunstwerk von Katrin Wegemann im Inneren fortgeführt. Es trägt den Titel „27° C“ und erstreckt sich im offenen Treppenhaus über drei Etagen.
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Objekt des Monats 01/2023
Lise-Meitner-Denkmal von Anna Franziska Schwarzbach
Seit 2014 blickt Lise Meitner nun in Richtung Unter den Linden, auf der anderen Seite des Ehrenhofes des Hauptgebäudes sind ihr Theodor Mommsen und Max Planck zugewandt.
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Historische Ereignisse
Ereignisse/Sammlungsbiografie
20.10.1817 | Verleihung |
Verleihung einer Amtskette an den Rektor der Berliner Universität vom Ministerium für geistliche, Unterrichts- und Medicinalangelegenheiten mit dem Abbild Friedrich Wilhelms III., Stifter der Universität, dessen Namen diese von 1828-1945 trug. |
1818 | Übergabe |
Übergabe der Erfurter Zepter: Die Szepter der Universitäten wurden stets paarweise geschaffen und bei feierlichen Anlässen paarweise gebraucht, denn sie galten als Symbole der korporativen Selbständigkeit und der eigenen Gerichtsbarkeit der Universität. Das Szepterpaar der Humboldt-Universität ist eine Goldschmiedearbeit aus dem letzten Viertel des 14. Jahrhunderts und wurde 1412 der Erfurter Universität von Kaiser Sigismund übergeben. Nach deren Auflösung wurde dieses Szepterpaar vom Preußischen Bildungsministerium der Berliner Universität übereignet. Es zählt noch heute zu den wertvollsten Kunstgegenständen der Humboldt-Universität. |
1823 | Anfertigung |
Anfertigung der ersten Professorenbüste: Christian Daniel Rauch fertigt eine Marmorbüste des Professors für Anatomie Christoph Knape, die sich heute im Besitz der Charité befindet. Es folgen zahlreich weitere Professorenbüsten von teils namhaften Bildhauern des 19. Jahrhunderts. Diese Tradition wurde bis 1909 kontinuierlich fortgeführt und als Gelehrtengalerie in der alten Aula der Universität von 1836 bis 1910 präsentiert. |
28.08.1833 | Beginn |
Beginn der Sammlungstätigkeit: Erstmalige Erlaubnis zur Aufstellung einer Büste (die von Christian Daniel Rauch geschaffene Marmorbüste des Arztes Christoph Wilhelm Hufelands) in der Aula der "Königlichen Friedrich-Wilhelms-Universität zu Berlin" durch das Ministerium für geistliche, Unterrichts- und Medicinalangelegenheiten, um das Andenken der verstorbenen Wissenschaftler zu ehren und Traditionen der Universität zu veranschaulichen. Damit beginnt das kontinuierliche Sammeln von Gelehrten-Büsten, Gemälden, Zeichnungen, Graphiken, Medaillen und anderen künstlerischen Objekten an der Berliner Universität. Neben der öffentlichen Sammlung der Professorenbüsten wurde eine Sammlung jeglicher Abbildungen der an der Universität tätigen Professoren und höheren Beamten im Senatszimmer als Dokumentation angelegt. |
28.05.1883 | Enthüllung |
Enthüllung der Humboldt-Denkmäler: Rudolf Virchow enthüllt das Denkmal aus weißem Carrara-Marmor für Alexander von Humboldt (1769-1859), geschaffen von Reinhold Begas. |
1910 | Umzug |
Die Porträtsammlung zieht in die Bibliothek: Aufstellung der Gelehrtenbildnisse in Räumen der Bibliothek. Noch heute betreut die Universitätsbibliothek die Porträtsammlung Berliner Hochschullehrer |
1910 | Ausstellung |
Zum Jubiläum der Universität werden die Porträts von 710 Professoren, drei Austauschprofessoren und drei Universitätsrichtern in einer Ausstellung im neuen Aulagebäude am Opernplatz der Öffentlichkeit präsentiert. |
1935 | Umzug |
Versetzung von Denkmälern auf Betreiben der Nationalsozialisten: Im Zuge der "Generalsäuberung" der Reichshauptstadt durch die Nationalsozialisten werden die Denkmäler von Helmholtz, Treitschke und Mommsen aus dem Vorgarten der Universität in die Universitätsstraße überführt. Nach dem Krieg werden die Skulpturen von Helmholtz und Mommsen wieder in den Ehrenhof zurückgebracht, das Treitschke-Denkmal wird 1951 eingeschmolzen. |
1960 | Anfertigung |
Neue Siegel und Amtsketten für die Humboldt-Universität: Nach der seit 1949 gültigen neuen Namensgebung Humboldt-Universität wird eine neue Amtskette für den Rektor geschaffen, auf deren Anhänger das Doppelporträt von Alexander und Wilhelm von Humboldt zu sehen sind. Als es für den Rektor noch üblich war, zu allen feierlichen Anlässen im Talar zu erscheinen, trug er die Amtskette über dem Talar. Auch ein neues Siegel wird für die Humboldt-Universität geschaffen, gefertigt durch die Staatliche Münze Berlin. |
1979 | Gründung |
Gründung der Kustodie zur Erhaltung, wissenschaftlichen Erschließung und Öffentlichmachung des Kunstbesitzes der Universität. |
1985 | Herausgabe |
Zum 175-jährigen Bestehen der Universität wurde eine Jubiläumsmedaille geprägt. Die Humboldt-Universität verfügt über eine große Anzahl an Medaillen. Diese münzähnlichen Erinnerungsstücke, auch Druck- oder Schaumünzen genannt, werden von Universitäten und Akademien herausgegeben, gesammelt und ausgetauscht zur Erinnerung an bestimmte Personen oder denkwürdige Ereignisse. Viele der im Kunstbesitz der Humboldt-Universität befindlichen Medaillen sind Geschenke von Universitäten aus aller Welt. |
2000–2001 | Ausstellung |
Ein großer Teil des Kunstbesitzes der Universität wird in der Ausstellung "Theater der Natur und Kunst" im Martin-Gropius-Bau Berlin gezeigt. |
2014 | Aufstellung |
Mit der Aufstellung des Lise Meitner-Denkmals, geschaffen von der Bildhauerin Anna Franziska Schwarzbach, wird im jüngsten Denkmal im Ehrenhof der Universität erstmals eine Wissenschaftlerin geehrt. |