Zoologische Sammlungen am Museum für Naturkunde
Die Zoologischen Sammlungen des Berliner Naturkundemuseums dienen in erster Linie der wissenschaftlichen Forschung. Ausgewählte Objekte sind im Rahmen eines Museumsbesuches auch öffentlich zugänglich. Die Sammlungen sind in die beiden Hauptbereiche “rezente Wirbeltiere” und “rezente Wirbellose” unterteilt, die ihrerseits wiederum systematisch nach Großgruppen geordnet sind.
Bestände
Insgesamt umfassen die Sammlungen mehr als 25 Millionen Exemplare, darunter zehntausende Typusexemplare – Belege für Tierarten, die von hunderten von Autoren wissenschaftlich beschrieben wurden und wertvolle Unikate darstellen.
Die ältesten Exemplare, inklusive der Präparate des Naturalienkabinetts der Königlich Preussischen Akademie der Wissenschaften und der Königlichen Kunstkammer, gehen bis in das frühe 18. Jh. zurück. Die geographische Perspektive der Sammlungen war von Beginn an eine weltweite, nicht regional fokussierte. Sie sind durch frühen Handel mit naturkundlichen Objekten und durch eine Vielzahl von Expeditionen mit politischer, geographischer, ozeanographischer, biologischer oder ethnologischer Zielsetzung bedeutend erweitert worden, insbesondere zu kolonialer Zeit.
Historische Ereignisse
Ereignisse/Sammlungsbiografie
1700 | Gründung |
Gründung der "Kurfürstlich Brandenburgischen Societät der Wissenschaften" (später "Akademie der Wissenschaften") durch Gottfried Wilhelm Leibniz. |
1716 | Ankauf |
An der "Societät" gab es ein Naturalienkabinett, das durch Ankäufe von verschiedenen Gelehrtensammlungen zunehmend vergrössert wurde. Das Naturalienkabinett von Christian Maximilian Spener wurde nach seinem Tod 1714 versteigert. Die Sozietät ersteigerte Teile seiner Sammlung. |
1736 | Übergabe |
Übergabe zoologischer Präparate (Kuriosa) aus der "Königlichen Kunstkammer" an die Akademie der Wissenschaften. Diskontinuierliche Betreuung und mangelhafte Unterbringung bewirken jedoch bei den zoologischen Präparaten schnelle Verluste, so dass jeder neue Sammlungsleiter erneut mit einer Komplettierung beginnen musste. |
1770 | Bestand |
Die "akademische Sammlung" der Akademie der Wissenschaften wurde von F. W. Martini neu geordnet, katalogisiert und umfasste nun etwa 1000 Objekte. |
1773 | Gründung |
Gründung der "Gesellschaft naturforschender Freunde zu Berlin" von Martini und Bloch. Nach den Gründungsstatuten konnte nur Mitglied werden, wer "Sammlungen besitzt und diese erweitert". Alle Persönlichkeiten, die in der Folgezeit an der Entwicklung des zoologischen als auch des anatomisch-zootomischen Museums beteiligt waren, gehörten dieser Gesellschaft an. |
Seit etwa 1798 | Lehre |
Am Collegium-Medico-Chirurgicum wurde im Rahmen einer Professur für Naturgeschichte u.a. von C. L. Willdenow Zoologie gelehrt. Zu diesem Zweck stand dem Collegium das Naturalienkabinett der Akademie der Wissenschaften zur Verfügung. Willdenow betreute auch die Sammlung. |
1799 | Umzug |
Unterbringung der Bestände des "akademischen Museums" der Akademie zusammen mit Naturalien der "Königlichen Kunstkammer" in sechs Sälen des Schlosses. Die Aufsicht wurde dem königlichen "Kurator" Henry übertragen. C. L. Willdenow blieb "Inspektor" der zoologischen Sammlung und bemühte sich eingehend um deren Restaurierung und Erweiterung. |
1800 | Ankauf |
Neuzugänge konnten in der neuen Unterbringung nun kontinuierlich bewahrt werden, die bedeutendsten waren: die Vogelsammlung von F. Nicolai, das "Schildkröten-Cabinett" des Ansbacher Arztes J. D. Schoepf, die Fisch- und Naturaliensammlung des Berliner Arztes M. E. Bloch (mit der Gründung der Universität 1810 geht nur die Fischsammlung in die Bestände über, der Verbleib der Naturaliensammlung ist unbekannt) und die Crustaceen-Sammlung des Pfarrers J. F. W. Herbst. |
1803 | Ankauf |
Die Akademie erwarb das "Anatomische Kabinett". |
1804 | Ausstellung |
Die Sammlungen im Schloss wurden an zwei Wochentagen unentgeltlich der Öffentlichkeit gezeigt. Die dort untergebrachte, inzwischen sehr vergrösserte, zoologische Sammlung unterstand zusammen mit dem Anatomischen Kabinett und dem Mineralienkabinett der Oberaufsicht eines Direktoriums der Akademie der Wissenschaften, das die Erwerbungen und die Verwaltung fachlich kontrollierte. |
1810 | Gründung |
Gründung des zoologischen Museums an der Berliner Universität. Es erfolgte die Zuordnung der zoologischen Sammlung der Akademie (bestehend aus der "akademischen Sammlung" und dem "Anatomischen Kabinett") zur Universität und damit die Verlagerung dieser Bestände aus dem Schloss in den Ostflügel des zweiten Stockwerks des Universitätsgebäudes. |
1810–1813 | Leitung |
Der aus Braunschweig berufene Johann Karl Wilhelm Illiger erhielt die Stelle eines "Aufsehers" über das zoologische Museum. |
1811 | Herausgabe |
Illiger gab den "prodromus systematis Mammalium et Avium" heraus, ein Werk über den Fortschritt der natürlichen Systematik. |
1813 | Antrag |
Nach Illigers Tod wurde Graf Hoffmannsegg die Nachfolge angeboten, der jedoch als Bedingung eines Amtsantritts seine "unmassgeblichen Vorschläge" beim Ministerium einreichte: 1. Vermehrung des wissenschaftlichen Personals, die sich aus der Spezialisierung der Zoologen in Ornithologen, Entomologen, Helminthologen ergab, 2. eine eigene zoologische Bibliothek, 3. planmässiges Sammelreisen als der nützlichen Methode, das zoologische Museum zu vermehren. Das Ministerium stimmte nicht allen Forderungen zu, so dass Hoffmannsegg sich zurückzog. |
1813–1815 | Leitung |
Die Leitung wurde vorläufig Hinrich C. Lichtenstein, Prof. für Naturgeschichte an der Universität, übertragen. |
1814 | Eröffnung |
Das zoologische Museum wurde den Studierenden und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht, die Objekte waren nun systematisch bestens geordnet. |
1815–1857 | Leitung |
Hinrich C. Lichtenstein wurde nun definitiv Direktor des Museums. Unter seiner Amtszeit erhielt das Museum einen Zuwachs an Tieren durch die Reisen von Hemprich und Ehrenberg in Nordafrika und dem Roten Meer, die grosse Insektensammlung des Grafen von Hoffmannsegg, die von Lamare-Piquot in Bengalen und auf den Maskarenen gesammelten Tiere kamen hinzu. |
Zwischen 1816 und 1825 | Erweiterung |
Infolge der grossen Vermehrung der Bestände breitete sich das Museum von 9 auf 22 Räume aus. |
1823 | Veröffentlichung |
Veröffentlichung des "Verzeichnisses der Doubletten des zoologischen Museums". |
1836–1842 | Umbau |
Umbau der Universität. Das zoologische Museum erhielt den gesamten Westflügel. |
1842–1848 | Forschungsreise |
Forschungsreise Wilhelm Peters nach Mozambique. |
1857–1883 | Leitung |
Nach Lichtensteins Tod wurde Prof. Wilhelm Peters Direktor des zoologischen Museums. Unter seiner Leitung wuchs die herpetologische Sammlung von ca. 3500 auf 10500 Katalog-Nummern an. |
1860–1862 | Forschungsreise |
Vermehrung der Bestände durch eine preussische Expedition nach Ostasien, an der der Zoologe E. von Martens teilnahm. |
1873 | Antrag |
Rektor und Senat beantragten die Verlegung des Museums aus der Universität. |
1874–1876 | Schenkung |
Dr. Th. Studer sammelte während einer Erdumsegelung eine grosse Anzahl von Tieren, die er dem Museum schenkte. |
1883 | Leitung |
Die Leitung des Museums übernahm nach Peters Tod zunächst interimistisch Prof. E. von Martens. |
1883–1885 | Schenkung |
Überweisung mariner Tiere, welche der Stabsarzt Dr. Sander von einer Fahrt der "Prinz Adelbert" mitgebracht hatte. |
1883–1889 | Neubau |
Neubau des Naturkundemuseums in der Invalidenstrasse. |
1884 | Veröffentlichung |
Herausgabe des mehrbändigen Werkes "Tierwelt" von Franz Eilhard Schulze. |
01.04.1884 | Gründung |
Gründung eines weiteren Instituts für Zoologie. Der Zoologe Franz Eilhard Schulze aus Graz wurde berufen, um ein vom Museum unabhängiges zoologisches Lehrinstitut an der Universität aufzubauen. Dieses sollte das Museum von Ausbildungsaufgaben der Studierenden befreien, damit sich dieses mehr auf seine eigentlichen Schwerpunkte: Sammeln, Bewahren und Ordnen konzentrieren konnte, um so dem Forscher Material und Arbeitsstätte zu bieten und als Bildungsanstalt für das ganze Volk zu fungieren. Schulze hat unabhängig von der bereits bestehenden zoologischen Sammlung eine eigene zoologische Lehrsammlung aufgebaut. |
1887 | Umzug |
Prof. Karl Möbius wurde aus Kiel berufen und erhielt zunächst kommissarisch die Leitung der zoologischen Sammlung, um deren Übersiedlung in das neu erbaute Museum in der Invalidenstrasse zu organisieren und sie dort aufzustellen. |
1888 | Leitung |
Nun wurde Karl Möbius definitiver Direktor des zoologischen Museums. Er bewirkte die Teilung der Sammlung in eine Schausammlung, die dem Publikum zugänglich sein sollte und in eine Hauptsammlung, nur für Beamte und Forscher gedacht. |
02.12.1889 | Eröffnung |
Feierliche Eröffnung des neuen Museumsgebäudes in Anwesenheit des Königspaars. Es erhielt den Namen "Museum für Naturkunde". |
1895–1923 | Kustos |
Kustode der Herpetologischen Abteilung wurde G. Tornier. |
1901 | Erweiterung |
Zum Museum für Naturkunde kamen nun das geologisch-paläontologische Institut und Museum sowie das mineralogisch-petrographische Institut und Museum hinzu. |
1924–1941 | Kustos |
Nachfolger im Kustodenamt der Herpetologische Abteilung wurde E. Ahl. |
1943–1945 | Kustos |
Kustode der Herpetologischen Abteilung wurde K. Deckert. |
1947–1950 | Kustos |
Kustode der Herpetologischen Abteilung wurde M. Eisentraut. |
1950–1961 | Kustos |
Kustode der Herpetologischen Abteilung wurde H. Wermuth. |
1962–1984 | Kustos |
Kustode der Herpetologischen Abteilung wurde G. Peters. |
1984 | Kustos |
Kustode der Herpetologischen Abteilung wurde R. Günther. |